Auf Einladung der Fachschule des Berufskollegs Elberfeld und des BKE-Schulfördervereins referierte Stefan Schridde, Autor und Gründer der Verbraucherschutzinitiative "MURKS? Nein danke!", am 8.11.2018 in der Ökostation des Berufskollegs über das "heiße" Thema der "Geplanten Obsoleszenz".
"Der Lebensraum der Menschen wird durch die geplante Obsoleszenz mindestens ebenso folgenschwer transformiert wie durch den vom Menschen beschleunigten Klimawandel", so Schriddes These. Nicht nur unsere eigenen Deponien quellen über von frühzeitig ausrangierten Konsumprodukten. Durch Müllexporte beeinflussen wir auch die Verhältnisse in Entwicklungsländern, wo unzählige Menschen, und auch Kinder, unter großen Gesundheitsrisiken auf riesigen Müllhalden den schwermetallhaltigen Schrott sammeln. Ganz zu schweigen von dem Ärger jedes und jeder Einzelnen, die im Einzelhandelsladen auf der einen oder anderen Seite der Verkaufstheke über Gewährleistung und Garantie streiten muss.
Schridde unternahm einen Ausflug in die Geschichte der geplanten Obsoleszenz und zeigte anhand praktischer Beispiele, wie die Nutzungsdauer von Konsumprodukten durch Konstruktion, Design oder Werbetechniken künstlich verkürzt wird. Eigene Beiträge des Publikums machten schnell deutlich, dass es sich um keine Einzelfälle handelt, sondern das Phänomen der mutwilligen Produktalterung Teil unserer "Konsumgesellschaft" ist, mit dem wir uns allzu oft abfinden.
Kontroverser wurde die Veranstaltung, als um die Frage der Verantwortlichkeit ging. Sind es wirklich die "Verbraucherinnen und Verbraucher", die die Hersteller zur Billigbauweise veranlassen oder wird ihnen das Wegwerfen durch Werbewirtschaft und alternativlose Einzelhandelsregale antrainiert? Stefan Schridde wehrt sich gegen die vielzitierte "Ex-und-Hopp-Mentalität" des Menschen und sieht hier die Unternehmen in der Verantwortung.
Hier wurde nun die ungewöhnliche Zusammensetzung des Publikums spannend. Denn eine Mischung aus Pädagog/innen und angehenden Betriebswirt/innen findet sich bei Schriddes Veranstaltungen sonst selten. Dass "geplante Obsoleszenz" bislang kaum in Unternehmen, aber auch nicht in schulischen Bildungsplänen offen diskutiert wird, erhärtete den Eindruck, dass wir mit der Diskussion um eine nachhaltige Wirtschaftsweise in Theorie und Praxis tatsächlich erst am Anfang stehen.
Worauf sich alle Anwesenden einigen konnten, war, dass die Politik einheitliche Lösungen schaffen könnte und müsste. Beispiele aus Schweden, wo soeben Steuererleichterungen für Reparaturdienstleistungen beschlossen wurden, aus Frankreich, wo geplante Obsoleszenz ein Straftatbestand ist, und Italien, wo Apple wegen geplanten Verschleißes seiner Smartphones kürzlich zu einer Millionenstrafe verurteilt wurde, zeigen, dass die Gesellschaft durchaus Handlungsspielräume hat.
Voraussetzung ist eine größere Bekanntheit der Thematik. Hier konnte die Veranstaltung der Fachschule des BKE einen kleinen Beitrag leisten.