"Einführung in die Kulturgeschichte islamisch geprägter Länder"
- Welche Gemeinsamkeiten haben sowohl die deutsche Gesellschaft als auch die Gesellschaften im Nahen Osten?
- Wie vielfältig sind die Gesellschaften des Nahen Ostens und welche Themen kommen in den deutschen Medien aber nur am Rande vor?
- Wie können wir als Schülerinnen und Schüler die Geschichte mit unseren Handlungen positiv beeinflussen?
Dies sind die zentralen Fragestellungen des Pilotprojektes, das von September bis Dezember 2017 im Differenzierungsbereich der Berufsfachschule unter der Leitung der Islamwissenschaftlerin und Orientalistin Angelika Wiegand, M.A., durchgeführt wurde.
Finanziell gefördert wurde das Projekt durch „NRWeltoffen: Lokale Handlungskonzepte gegen Rechtsextremismus und Rassismus“ und durch den „Verein der Freunde und Förderer des Berufskollegs Elberfeld e.V.“
Ziel und Hintergrund des Projektes
Ziel des Schulprojektes war die Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler bezüglich Informationen aus den Medien über den Nahen Osten.
Hintergrund des Projektes ist, dass bei Nachrichten über islamisch geprägte Länder derzeit der Schwerpunkt überwiegend auf negativ besetzte und reißerische Themen gelegt wird, was Vorurteile gegenüber Menschen, die aus diesen Regionen stammen, fördert. Viele Aspekte wissenschaftlicher und kulturwissenschaftlicher Leistungen aus diesen Ländern finden in der Berichterstattung nur am Rande eine Erwähnung. Um eine demokratische, menschliche und friedliche Zivilgesellschaft zu stärken, ist es jedoch wichtig, auch dieses Wissen über den „Anderen“ angemessen zu vermitteln.
Der Unterricht wendete sich daher bewusst Themen zu, die derzeit nur am Rande der Medienberichterstattung eine Beachtung finden. Im Mittelpunkt des Projektes stand besonders die Entdeckung der Vielfältigkeit der Kulturen, Denkweisen, Haltungen und Geschmäcker in den islamisch geprägten Ländern, bei dem das „Verbindende und Menschliche“ zu sehen ist.
Die Schülerinnen und Schüler sollten sich bewusst werden, dass sowohl die deutsche Gesellschaft als auch die Gesellschaften in Nahost viele Gemeinsamkeiten haben, z.B. in der Geschichte, Musik, Literatur, Malerei, Mode und Architektur. Dabei lernten sie auch Vorbilder aus dem Nahen Osten und aus Europa kennen, die als kulturelle Brückenbauer handeln.
Die Schülerinnen und Schüler sollten zudem erkennen, dass die Geschichte im ständigen Wandel ist und dass sie es selbst sind, die die Geschichte mit ihren Handlungen positiv beeinflussen können.
Das Projekt wurde in beiden Klassen der Berufsfachschule mit jeweils zwei Wochenstunden durchgeführt. Zusammen mit dem Halbjahreszeugnis bekamen die Schülerinnen und Schüler ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme am Projekt ausgehändigt, das sie künftigen Bewerbungsunterlagen auf Stellen, bei denen auch interkulturelle Kompetenz gefragt ist, beifügen können.
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Inhalte des Projektes
- Phänomen selektiver Wahrnehmung: Selbst- und Fremdwahrnehmungen im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen und wie interpretiere ich diese?
- Entstehung von Selbst- und Fremdbildern, was ist Kultur, was ist ein Vorurteil?
- Werte, Regeln und Besonderheiten in der Zusammenarbeit im interkulturellen Kontext.
- Was bedeutet Orient, Okzident, Abendland, Morgenland, Maghreb?
- Entstehung des Orientalismus. Wer war Edward Said?
- Wer sind die Yeziden?
- Schönheit & Mode, Modedesigner aus dem Nahen Osten/Mode für den Nahen Osten von europäischen Modedesignern.
- Musiktraditionen im Nahen Osten/Orientalismen in der europäischen klassischen und modernen Musik/ Reformen der osmanischen Musik unter Atatürk.
- Islamische religiöse und profane Kunst/Orientalismus in der europäischen Kunst.
- Umweltschutz im Nahen Osten am Beispiel der wilden Orchidee zur Herstellung von Salep
- Der Libanonkrieg: Eine Ärztin berichtet von ihrer Kindheit in Beirut während des Libanonkrieges
- Ursprünge arabischer, persischer und türkischer Begriffe in der deutschen Sprache
- Schulung in Umgangsformen und Etikette in islamischen Kulturkreisen. Wichtigkeit von „soft skills“ bei Wirtschaftsbeziehungen mit islamisch geprägten Ländern.
Eingebunden wurden auch Vorträge von drei externen Referentinnen und Referenten zu den Themen „Umweltschutz im Nahen Osten“ (Dr. Sven Wagner, Lehrer & Umweltschützer), „Erinnerungen aus dem Bürgerkrieg im Libanon“(Sohayla Sleiman, Ärztin) und „Einfluss orientalischer Kulturen auf die deutsche Kultur- eine empirische und zeitgenössische Darstellung anhand von arabischen, persischen und türkischen Wörtern in der deutschen Sprache “(Bijan Khosravani, Wirtschaftswissenschaftler).
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Feedback der Schülerinnen und Schüler zum Projekt (Auszug):
Frage: Welche Themen gefielen Ihnen gut und warum?
- "Am besten gefiel mir das Thema Augenzeugenbericht Krieg, da ich es sehr interessant fand, wie es ist in einem Krieg zu sein, wie sich die Leute fühlen usw."
- "Mit der Augenzeugin. Es vermittelt ein ganz anderes Gefühl als ein Film"
- "Ein ganz anderes Bild hat man von den Menschen".
- "Architektur und Mode".
- "Mir gefiel es gut, über die Mode zu reden und über den Krieg im Libanon, weil ich jetzt viel mehr informiert bin, wie ich es früher war."
- "Das korrekte Benehmen [als Thema] hat mir sehr gefallen, weil ich diese Informationen gut gebrauchen kann, wenn ich in den Nahen Osten reise".
Frage: Meinen Sie, dass dieses Projekt auch für andere Schulen sinnvoll sein könnte?
- "Ja, da viele Vorurteile haben und wenn man die Hintergründe weiß, ändert sich die Meinung."
- "Ja, da man die Welt nach den ganzen Themen ganz anders sieht. Man hat ein anderes Herz für Kriegszustände und die Menschen."
- "Es könnte auch für andere Schulen sehr sinnvoll sein, weil sie vielleicht eine andere Sichtweise über den Nahen Osten bekommen."
- "Ja, ich würde empfehlen, dass auch an anderen Schulen so ein Projekt unterrichtet werden soll, weil ich möchte, dass mehr deutsche Bürger über den Islam wissen sollten, damit die schlechten Gedanken weggehen."
- "Jeder Mensch sollte über eine solche große Kultur Bescheid wissen".
- "Ja, damit man die Unterschiede z.B. mit Deutschland vergleicht, dass man Gemeinsamkeiten findet und die Sachen in eine ganz andere Richtung gehen."
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